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Was ist ein Brute-Force-Angriff?
Ein Brute-Force-Angriff ist eine gängige Cyber-Attacke, bei der ein Angreifer automatisierte Tools einsetzt, um verschiedene Kombinationen von Passwörtern oder Schlüsseln so lange durchzuprobieren, bis der richtige gefunden wird. Diese Methode basiert auf „Trial and Error“ und setzt keine komplexen Techniken voraus. Ziel ist es, durch das systematische Ausprobieren aller möglichen Zeichenkombinationen Zugang zu einem System, Konto oder einer Datenbank zu erlangen. Der Begriff „Brute Force“ leitet sich davon ab, dass hier rohe Rechenleistung genutzt wird, um den Angriff durchzuführen.
Wie funktioniert ein Brute-Force-Angriff?
Ein Brute-Force-Angriff verwendet Programme, die schnell und automatisiert verschiedene Passwortkombinationen eingeben. Diese Programme probieren entweder systematisch alle möglichen Zeichenkombinationen (alphanumerisch, Sonderzeichen, etc.) oder nutzen vorgefertigte Listen von häufig genutzten Passwörtern (Wörterbuchangriffe). Wenn der Angreifer die richtige Kombination findet, kann er das System kompromittieren. Die Erfolgschancen hängen von der Länge und Komplexität des Passworts sowie der Rechenleistung des Angreifers ab. Schwache Passwörter mit wenigen Zeichen oder bekannten Mustern sind besonders anfällig.
Welche Arten von Brute-Force-Angriffen gibt es?
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- Simple Brute-Force-Angriffe: Diese Angriffe versuchen jede mögliche Kombination aus Zeichen (Buchstaben, Zahlen, Symbole) solange, bis das richtige Passwort gefunden wird. Dies kann bei einfachen Passwörtern schnell gehen, aber bei komplexeren Passwörtern eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.
- Wörterbuchangriffe: Hierbei verwenden Angreifer vorgefertigte Listen von häufig genutzten Passwörtern. Diese Listen enthalten häufige, leicht zu erratende Passwörter wie „123456“, „password“, „qwerty“ oder ähnliche Kombinationen. Wörterbuchangriffe sind besonders effektiv gegen Benutzer, die schwache, häufig verwendete Passwörter wählen.
- Hybrid-Angriffe: Diese Methode kombiniert einen Wörterbuchangriff mit einem Brute-Force-Angriff. Häufig genutzte Passwörter aus dem Wörterbuch werden verwendet und mit Zeichen oder Zahlen ergänzt, um mögliche Varianten zu testen (z. B. „password1“, „passw0rd“).
- Reverse Brute-Force-Angriffe: Bei dieser Technik wird ein einziges Passwort (oder eine Liste häufiger Passwörter) gegen viele verschiedene Benutzernamen ausprobiert, um Zugang zu verschiedenen Konten zu erhalten.
Wie lange dauert ein Brute-Force-Angriff?
Die Dauer eines Brute-Force-Angriffs hängt von mehreren Faktoren ab: der Komplexität des Passworts, der verfügbaren Rechenleistung und eventuellen Schutzmechanismen. Einfache Passwörter wie „123456“ können in Sekunden geknackt werden, während komplexe Passwörter mit vielen Zeichen, Zahlen und Sonderzeichen je nach Länge Monate, Jahre oder sogar Jahrhunderte dauern können. Moderne Tools nutzen GPUs oder sogar Cloud-Dienste, um die Anzahl der Versuche pro Sekunde dramatisch zu erhöhen, wodurch selbst komplexe Passwörter schneller geknackt werden können, wenn keine zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen wie Rate-Limiting vorhanden sind.
Wie kann man sich gegen Brute-Force-Angriffe schützen?
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- Verwendung starker Passwörter: Ein starkes Passwort sollte mindestens 12 bis 16 Zeichen lang sein und eine Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen enthalten. Es sollte keine leicht erratbaren Wörter, Namen oder Muster enthalten.
- Rate-Limiting: Systeme sollten die Anzahl der möglichen Anmeldeversuche pro Zeiteinheit begrenzen. Wenn zu viele fehlgeschlagene Versuche auftreten, kann das Konto für eine bestimmte Zeit gesperrt oder der Angreifer blockiert werden.
- Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): MFA fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu, indem der Benutzer nach einem Passwort und einem zweiten Faktor, wie einem Einmalcode oder einer biometrischen Bestätigung (z. B. Fingerabdruck), gefragt wird.
- CAPTCHAs: Der Einsatz von CAPTCHAs kann automatisierte Bots daran hindern, Anmeldeformulare ungehindert zu durchlaufen.
- Passwort-Manager: Nutzer sollten einen Passwort-Manager verwenden, um einzigartige, komplexe Passwörter für jedes Konto zu generieren und zu speichern.
Warum sind Brute-Force-Angriffe gefährlich?
Brute-Force-Angriffe stellen eine ernsthafte Bedrohung dar, da sie oft erfolgreich sind, wenn Benutzer schwache Passwörter verwenden oder wenn keine geeigneten Sicherheitsmaßnahmen implementiert wurden. Der Angreifer erhält potenziell vollen Zugriff auf vertrauliche Daten oder Systeme, was zu Datenschutzverletzungen, finanziellen Schäden und Rufschädigung führen kann. Besonders problematisch ist, dass Brute-Force-Angriffe unbemerkt bleiben können, da sie oft über lange Zeiträume hinweg durchgeführt werden, ohne dass der Benutzer oder Administrator es bemerkt.
Wie erkennt man einen Brute-Force-Angriff?
Ein Brute-Force-Angriff kann durch verschiedene Indikatoren erkannt werden:
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- Hohe Anzahl fehlgeschlagener Anmeldeversuche: Ein typisches Anzeichen für einen Brute-Force-Angriff sind viele fehlgeschlagene Login-Versuche in kurzer Zeit.
- Ungewöhnliche IP-Adressen: Angriffe kommen oft von IP-Adressen, die nicht mit normalen Benutzeraktivitäten übereinstimmen oder von geografischen Standorten stammen, von denen normalerweise keine Logins erfolgen.
- Erhöhte Serverlast: Da Brute-Force-Angriffe viele Anfragen an den Server senden, kann eine erhöhte Last auf Servern oder eine Überlastung der Netzwerkressourcen ein Hinweis auf einen laufenden Angriff sein.
- Ungewöhnliche Login-Aktivitäten: Mehrere Login-Versuche zu ungewöhnlichen Tageszeiten oder von verschiedenen Geräten aus können auf einen Angriff hindeuten.
Welche Tools verwenden Angreifer für Brute-Force-Angriffe?
Es gibt zahlreiche Tools, die für Brute-Force-Angriffe verwendet werden können:
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- Hydra: Ein schnelles und flexibles Passwort-Knack-Tool, das für verschiedene Protokolle wie SSH, FTP und HTTP verwendet wird.
- John the Ripper: Ein bekanntes Open-Source-Tool zum Knacken von Passwörtern, das Brute-Force- und Wörterbuchangriffe kombiniert.
- Hashcat: Ein leistungsfähiges Passwort-Knack-Tool, das speziell für die Entschlüsselung von Hash-Werten entwickelt wurde und dabei GPUs für höhere Geschwindigkeit nutzt.
- Aircrack-ng: Ein Tool, das hauptsächlich für WLAN-Verschlüsselungsangriffe eingesetzt wird, aber auch Brute-Force-Techniken zur Passwortsuche verwendet.
Unterscheiden sich Brute-Force-Angriffe von anderen Passwort-Angriffsarten?
Ja, Brute-Force-Angriffe basieren auf einer direkten Versuch-und-Irrtum-Methode, bei der der Angreifer keine Vorkenntnisse über das Passwort hat und alle möglichen Kombinationen ausprobiert. Andere Angriffsmethoden sind oft raffinierter:
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- Phishing: Hierbei täuschen Angreifer den Benutzer, um ihn zur freiwilligen Preisgabe seines Passworts zu bewegen, indem gefälschte Websites oder E-Mails verwendet werden.
- Social Engineering: Angreifer nutzen zwischenmenschliche Manipulationstechniken, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen und es dazu zu bringen, sensible Informationen preiszugeben.
- Passwort-Sniffing: Hierbei wird der Netzwerkverkehr abgehört, um unverschlüsselte Passwörter abzufangen.
Was ist die Rolle der Verschlüsselung bei der Verhinderung von Brute-Force-Angriffen?
Verschlüsselung spielt eine zentrale Rolle beim Schutz vor Brute-Force-Angriffen, besonders wenn es um die Speicherung von Passwörtern geht. Passwörter sollten nie im Klartext, sondern als Hash-Werte gespeichert werden. Eine sichere Hash-Funktion (z. B. bcrypt, scrypt oder Argon2) macht es Angreifern extrem schwierig, die ursprünglichen Passwörter zu ermitteln, selbst wenn sie die Hashes erbeuten. Außerdem sollte „Salting“ verwendet werden – dabei wird jedem Passwort ein zufälliger Wert hinzugefügt, bevor es gehasht wird, um die Effektivität von Wörterbuch- oder Rainbow-Table-Angriffen zu vermindern.
Brute-Force-Angriffe sind eine ernsthafte Bedrohung, die jedoch durch gezielte Sicherheitsmaßnahmen effektiv eingedämmt werden kann.
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